Herdwächter, Sturzmelder, digitales Türschloss: So leben Senioren in Kiel lange selbstbestimmt

Sie bilden ein technisches Sicherheitsnetz in der Wohnung, wenn der Alltag beschwerlich wird: Digitale Hilfssysteme im Hintergrund: Herdwächter, Sturzmelder, „Telemarie“ oder Klingelverstärker. Im Quartier Marthas Insel nahe Sophienblatt im Stadtteil Südfriedhof zeigt eine Ausstellung erstmals, wie diese Geräte mit smarten Sensoren das Wohnen im Alter in Kiel in Zukunft erleichtern können.

Mehr Sicherheit im Alter

In der Kiel-Region, die die Wohnung in einem Projekt ausgestattet hat, geht man davon aus, dass viele Menschen im Alter möglichst lange selbst bestimmt in den eigenen vier Wänden leben möchten. Und zwar auch bei Unterstützungsbedarf: Wenn die Kräfte nachlassen, wenn man sich unsicher fühlt, wenn Hilfsangebote an Grenzen stoßen. Viele Menschen in Kiel leben zudem allein – dies betrifft oft Seniorinnen und Senioren. 

Da informelle und formelle Hilfesysteme schon heute, u. a. durch die Veränderung von Haushalts- und Familienformen oder den Fachkräftemangel in den Pflegeberufen, an ihre Belastungsgrenze stoßen, müssen neue Wege gefunden werden, Menschen bis ins hohe Alter ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen und so sicherzustellen, dass sie möglichst lange in Ihrem gewohnten sozialen nachbarschaftlichen Umfeld wohnen bleiben können. 

Ausstellung im Quartier Marthas Insel 

Die Ausstellung im Quartier “Marthas Insel” der Kieler Wohnungsgesellschaft zeigt eine Art Vorstufe vor dem betreuten Wohnen. Beispiele für digitale Assistenzsysteme sind Sturzsensoren in Kombinationen mit einem Notrufsystem, Kommunikationsmöglichkeiten für Familie und Freunde sowie Automationen bei Beleuchtung und Türöffnung. Neben der Ausstattung von drei privaten Wohnungen ist auch eine Informationsausstellung im Quartiersraum “Marthas Treff” installiert. 

  1. Der Herdwächter: Das Gedächtnis lässt nach, ein Topf wird beim Kochen auf dem Herd vergessen? Ein Fall für den Herdwächter, der mögliche Brandsituationen verhindern soll. Ein Hitzesensor und ein Bewegungssensor können demnach erkennen, wenn eine Herdplatte in Betrieb ist, aber länger niemand vor dem Herd steht und diesen bedient. Notfallkontakte erhalten Warnung per Push-Meldung: Nach mehreren Warnsignalen und bei ausbleibender Reaktion wird die Stromversorgung des Herds unterbrochen. Hinterlegte Notfallkontakte erhalten automatisch eine Warnung, zum Beispiel über eine Push-Meldung auf dem Smartphone.
  2. Notfallsysteme: Knöpfe und Schalter für Notfälle, manche dezent gestaltet, andere in leuchtend roter Signalfarbe, sind in der Ausstellung für smartes, altersgerechtes Wohnen eingebaut. Die Sensoren erkennen zum Beispiel, wenn Wasser ungewollt ausläuft. Ein Radarsensor schlägt Alarm, wenn untypische Bewegungsmuster einen Sturz nahelege.
  3. Digitales Türschloss: Der eine smarte Helfer kann eine Klingel akustisch verstärken, der andere macht per Vibrationsalarm oder Blitzlicht auf einen Gast vor der Tür aufmerksam, wenn das Hören zur Herausforderung wird. Wer nicht mehr so gut laufen kann, kann die Tür auch vom Sofa oder Bett aus öffnen. Mit einem digitalen Türschloss erhalten etwa Angehörige oder Mitarbeiter der ambulanten Pflege Zutritt – zum Beispiel via App.
  4. Kommunikation: Wer mit Familie oder Pflegekräften kommunizieren will und nichts gegen eine Kamera hat, kann zum Beispiel auf ein Tablet für Senioren wie die „Telemarie“ zur Videotelefonie setzen. Doch Christine Schröder vom Amt für Soziale Dienste stellt auch klar: „Wir wollen keine Überwachung.“ Kameras seien oftmals nicht erwünscht.

Neue digitale Sprechstunde im “Marthas Treff”

„Marthas Treff” steht auch für andere Nutzungen zur Verfügung, etwa eine neue digitale Sprechstunde: Die Anlaufstelle Nachbarschaft anna Mitte bietet ab 7. Juli 2025 wöchentlich montags (11 bis 12.30 Uhr) im Quartiersraum „Marthas Treff“ (Martastraße 17) Unterstützung bei Fragen und Problemen im Umgang mit Tablet und Smartphone. Interessierte können ihr Gerät mitbringen und sich mit Gleichgesinnten über Digitalisierung auszutauschen – kostenlos und ohne Anmeldung. 

Jonas Dageförde: „Nicht jeder braucht alles“

Projektleiter Jonas Dageförde, Chief Digital Officer der Stadt Kiel, betont wäjedoch: „Nicht jeder braucht alles. Aber mit einer Checkliste kann man herausfinden, was relevant ist.“
Die Musterwohnung in „Marthas Treff“ in Kiel sowie eine Ausstattung weiterer Apartments mit digitalen Assistenzsystemen wurde im Rahmen des vom Bund geförderten Projektes „SmarterLeben“ der Kiel-Region ermöglicht. Diese setzt es gemeinsam mit der Landeshauptstadt Kiel sowie den Kreisen Plön und Rendsburg-Eckernförde um. Beteiligt waren auch das Amt für Soziale Dienste in Kiel, die KiWog und die Anlaufstellen Nachbarschaften.

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